Gelungener Projektauftakt der Dorfgemeinschaft 2.0 am 11.11.2014 mit 90 Teilnehmern

„Die Senioren möchten selbstbestimmt möglichst lang zu Hause leben. Dafür benötigen sie bedarfsgerechte Hilfe und technische Unterstützung, um ein Plus an Sicherheit und Freiheit in ihren eigenen vier Wänden zu erlangen“, so Dr. Arno Schumacher, Vorsitzender der Gesundheitsregion EUREGIO und Ärztlicher Leiter der Radiologie der EUREGIO-KLINIK, der alarmierende Fakten nennt: „Die Realität des Klinikalltages belegt schon heute eine höhere Unfallhäufigkeit und Zunahme akuter Erkrankungen mit dem Älterwerden der Bevölkerung. Das unterstreicht die hohe Bedeutung unseres Projektvorhabens unter dem Namen Dorfgemeinschaft 2.0. Wir wollen praktische Lösungen für die Menschen auf dem Lande schaffen.“

Rund 90 Projektpartner und Gäste nahmen kürzlich an der Auftaktveranstaltung im NINO HOCHBAU statt. Die musikalischen Nachwuchstalente Sophie Emmler und Constanzia Schumacher, die sich derzeit auf „Jugend musiziert 2015“ vorbereiten, sorgten mit vier kurzen Episoden des französischen Komponisten, Georges Bizet, vierhändig am Flügel für einen festlichen Rahmen.

 

„Die traditionell gewachsenen Dorfgemeinschaften in der Nieder- und Obergrafschaft sind für uns eine wichtige  Grundlage, um die künftigen demografischen Herausforderungen gemeinsam zu stemmen“, so Projektleiter und Geschäftsführer der Gesundheitsregion, Thomas Nerlinger, und betont: „Den Erfolg des diesjährigen Kreiswettbewerbs „Unser Dorf hat Zukunft“ wollen wir daher mit den Vertretern der Gemeinden Itterbeck, Ohne und Wilsum und Landrat Friedrich Kethorn symbolisch würdigen und dazu einladen, die gewachsenen Strukturen der Grafschafter Dorfgemeinschaften zu einer Version 2.0 weiterzuentwickeln. Der bedarfsgerechte Einsatz technischer Innovationen spielt dabei eine wichtige Rolle und wir sind dankbar für die tatkräftige Unterstützung unserer aktiven Projektpartner und Mitglieder. Das Interesse in „Nah und Fern“ ist erfreulicherweise groß. Mit dem Caritasverband für die Diözese Osnabrück e. V. und der Siemens AG Bereich Health Services begrüßen wir gleich zwei Mal unser 100. Mitglied, zeitgleich ihre Mitgliedschaft beantragt haben“, zeigte sich Nerlinger erfreut über die positive Entwicklung in der noch jungen Vereinsgeschichte.

Im Impulsvortrag „Unsere Zukunft beginnt jetzt – wie wir leben werden“ skizzierte Bernhard Calmer, seit 2012 Leiter Business Development Health Services der Siemens AG Deutschland, die gesellschaftliche Herausforderung eines drastischen Anstiegs beim Lebensalter und zeigt die Chancen des Projektes für Projektregion Grafschaft Bentheim/Südliches Emsland auf. „Patienten über 65 Jahre verursachen 40 Prozent aller Gesundheitskosten. Es müsse somit gelingen, die Gesundheitsversorgung zugleich besser und billiger zu gestalten. Etliche Fachleute sagen, dass genau dies möglich sei, wenn es gelinge, Krankheiten immer früher zu erkennen und zu behandeln. Im Fokus stehen dabei die gefährlichsten Krankheiten wie Herz-Kreislauf- und Krebs-Erkrankungen. Die Forscher setzen auf Geräte, die immer feinere Einblicke in den Körper liefern, sowie auf Verfahren, mit denen sich Veränderungen auf molekularer Ebene analysieren lassen. Unterstützt werden sie dabei in Zukunft von digitalen Helfern. In einer älteren Gesellschaft entwickelt sich ein massiver Trend zur Gesundheitsvorsorge. Eben, weil wir wissen – oder zumindest ahnen – das wir wahrscheinlich ziemlich alt werden, bereiten wir uns darauf vor, gesund zu altern. Ernährungsverhalten, körperliche Bewegung, Stressabbau werden zu Megathemen. Das wiederum kommt nicht nur uns persönlich zugute, sondern letztlich mittelfristig auch dem Gesundheitssystem. Und hier kann Technik helfen, Menschen länger ein erfülltes Leben in den eigenen vier Wänden zu ermöglichen – etwa durch intelligente Verfahren der Selbstdiagnose und Fernüberwachung. So gibt es bereits Sensorsysteme, die Gewicht, Blutzucker, Puls und Blutdruck messen und die Werte an den Hausarzt oder an Krankenschwestern übertragen, die sich bei den Patienten melden, wenn sie eine Verschlechterung feststellen.“ Zum Ende brachte Calmer es auf den Punkt: „Das Mögliche zu hinterfragen, zu durchdenken, zu diskutieren und zu erproben, dafür braucht es Orte wie die Dorfgemeinschaft 2.0.“

Im Übergang zu den Workshops in den drei Teilprojekten „Gebäude“, „Service-Cloud“ und „Dorfzentrum“ stellten Prof. Dr. Ingmar Ickerott und Nerlinger stellvertretend für das Projekt-Kernteam die Projektstruktur und Eckdaten vor. Die erste Projektphase hat eine Laufzeit bis 30.04.2015 und bietet der Region die Chance, eine Förderung von 5 Mio. EUR für 2015 – 2020 zu erlangen. „Mit den mehr als 40 Projektpartnern entwickeln wir gemeinsam das Handlungskonzept und müssen uns gegen 19 bundesweite Projekte durchsetzen“, so Nerlinger und verkündet: „Die Lebenshilfe Nordhorn gibt unserer Dorfgemeinschaft 2.0 ein zu Hause. Ab sofort ist das Projektbüro bei der Lebenshilfe auf dem RAWE-Gelände erreichbar. Wir sind dankbar über das Angebot von Geschäftsführer Thomas Kolde.“ Ickerott sprach abschließend die Einladung zum „Projekt-Bergfest“ aus. Die Präsentation der Zwischenergebnisse findet am 05.02.2015 auf dem Campus Lingen der Hochschule Osnabrück statt. „Bis dahin steht viel Arbeit an“, so Ickerott und kündigt die Befragung „50+“ durch Prof. Dr. Stefanie Seeling und Beate Vonde an, die in Kürze die Wünsche der Grafschafter Senioren wissenschaftlich untersuchen werden.

Die Gäste hatten neben den Workshops die Gelegenheit, sich aus erster Hand über die breite Produktpalette rund um die Themen „Ambient Assisted Living (AAL)“, „Wearables“ und „Smart Home“ durch das jüngste Neumitglied, die Fa. ENO telecom aus Nordhorn, zu informieren. Die Wearable-Produkte unterstützen und vereinfachen den Alltag, körperliche Aktivitäten und bieten hohen Komfort. Je nach Kundenbedürfnis ist die richtige Smartwatch verfügbar. Auch bei körperlichen Anstrengungen sind die Watches reportente Helfer, und können so aufzeigen was seinem Nutzer besonders leicht oder schwer fällt. Die Produkte rund um ein „intelligentes Zuhause“‘ sorgen für mehr Sicherheit, Energie(-einsparung) und Komfort. So ist es möglich, perfekt abgestimmte Nutzerszenarien zu programmieren. „Wir freuen uns, dass die technischen Möglichkeiten der weit verbreiteten Kommunikationsmittel wie Smartphone und Pad in Kombination Smartwatches, Aktoren oder Sensoren auf so breites Interesse auch in Bezug auf die Verbesserung der häuslichen Pflege und Prävention stoßen. Es gilt nun leicht nutzbare konkrete Anwendungsszenarien und Modelle aufzuzeigen. Unsere Projektbeteiligung als Mitglied bietet uns hier die idealen Möglichkeiten, im Netzwerk mit unterschiedlichen Beteiligten in Kooperation zukunftsfähige Konzepte auszuarbeiten. Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit und hoffen auf viele konkrete Lebensqualitätsverbesserungen für pflegebedürftige Personen“, betont Katrin Wilke, Leiterin Marketing und Vertrieb bei ENO telecom.

 

 

 

 

 

 

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Gesundheitsregion EUREGIO ehrt erfolgreiche Dorfgemeinschaften und begrüßt Caritas und Siemens im Doppelpack als 100. Mitglied (von links): Thomas Nerlinger (Gesundheitsregion EUREGIO), Bernhard Calmer (Siemens AG), Charlotte Ruschulte (Gemeinde Ohne), Hermann Veldmann (Gemeinde Wilsum), Heinrich Lügtenaar (Gemeinde Itterbeck), Landrat Friedrich Kethorn, Hermann Josef Quaing (Caritasverband), Dr. Arno Schumacher (Gesundheitsregion EUREGIO).

Fotos: Franz Frieling 

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