Folgender Artikel erschien am 03. Juni 2025 in der NOZ. Im Anschluss haben wir von der Gesundheitsregion EUREGIO ein paar Fragen vorbereitet, die wir der Oberbürgermeisterin Katharina Pötter, Niels-Stensen-Kliniken Geschäftsführerin Christina Jaax und Landrätin Anna Kebschull stellen durften – Vielen Dank an Herrn Hinrichs für die Freigabe.

Welche Vorteile sehen Sie mit dem Klinikum Osnabrück und den Niels-Stensen-Kliniken für die Einrichtung einer Medizinischen Fakultät – auch im Hinblick auf die Gesundheitsregion EUREGIO?
Oberbürgermeisterin Katharina Pötter:
Beide großen Klinikträger – das Klinikum Osnabrück und die Niels-Stensen-Kliniken – verfügen über exzellente medizinische Expertise und moderne Infrastruktur sowie – als akademische Lehrkrankenhäuser – auch über langjährige Erfahrung in der praktischen Ausbildung von Medizinstudierenden. Diese Stärken sind ein großes Plus für den Aufbau einer Medizinischen Hochschule in Osnabrück.
Mit der EUREGIO-Gesundheitsregion haben wir einen erweiterten Rahmen, der grenzüberschreitendes Denken in der Versorgung ermöglicht. Eine neue Medizinische Hochschule kann dabei helfen, die Kräfte zu bündeln, Synergien zu schaffen und Versorgung regional nachhaltig zu verbessern.
Niels-Stensen-Kliniken Geschäftsführerin Christina Jaax:
Die Niels-Stensen-Kliniken begrüßen die Initiative von Stadt und Landkreis zur Gründung einer privaten medizinischen Hochschule ausdrücklich. Für Stadt und Landkreis bietet eine medizinische Hochschule die Chance, dem Fachkräftemangel – den wir in unseren Einrichtungen tagtäglich spüren – effektiv zu begegnen. Die klinische Ausbildungsphase der zukünftigen Studierenden wird in den Einrichtungen der Niels-Stensen-Kliniken sowie in den weiteren Stadt- und Landkreis-Einrichtungen stattfinden.
Die Ausbildung von Studierenden ist uns bereits seit Jahrzehnten ein wichtiges Anliegen. In unserem Verbund sind das Marienhospital Osnabrück (seit 1982 mit der Medizinischen Hochschule Hannover) und das Franziskus-Hospital Harderberg (seit 2014 mit der Universität Münster) akademische Lehrkrankenhäuser. In dieser Rolle führen wir die theoretische und praktische Ausbildung von jährlich ca. 50 angehenden Ärztinnen und Ärzten durch. Insbesondere während des praktischen Jahres (PJ) (der letzten Phase des Medizinstudiums), aber auch während Famulaturen (Praktika) werden Medizinstudenten am Marienhospital Osnabrück und am Franziskus-Hospital Harderberg in Theorie und Praxis ausgebildet.
Studierende bleiben bezüglich ihrer zukünftigen beruflichen Perspektive sehr häufig am Studienort, so dass dieser sogenannte „Klebeeffekt“ die Anzahl an potenziell verfügbaren Ärztinnen und Ärzten in der Region und damit auch in unseren Einrichtungen deutlich erhöhen wird. Attraktive Stipendienmodelle könnten diesen Effekt der Bindung noch verstärken.
Welche Chancen sehen Sie darin für die anstehende Krankenhausreform in der Versorgungsregion 8 (Stadt/Landkreis Osnabrück – Landkreis Emsland –Landkreis Grafschaft Bentheim)?
Landrätin Anna Kebschull:
Die Krankenhausreform wird erhebliche Veränderungen mit sich bringen – auch strukturell. Umso wichtiger ist es, nicht bloß auf den Bund und das Land zu warten, sondern regionale Versorgungsstrategien aktiv mitzugestalten.
Eine Medizinische Hochschule in der hiesigen Versorgungsregion bietet die Chance, Versorgung und Ausbildung enger zu verzahnen. Wenn junge Menschen dort studieren, wo sie auch gebraucht werden, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass sie bleiben – und genau das brauchen wir in einer Flächenregion.
Die neue Hochschule kann ein verbindendes Element sein – für Kliniken, ambulante Versorger und die gesamte medizinische Infrastruktur in Stadt und Umland.
Niels-Stensen-Kliniken Geschäftsführerin Christina Jaax:
Durch das neue Gesetz sollen die Qualität der Versorgung verbessert und die Vergütungsstrukturen reformiert werden. Für die Qualität der Versorgung ist neben der medizintechnischen und räumlichen Infrastruktur die umfassende Qualifizierung aller Berufsgruppen ausschlaggebend. Die Krankenhausreform beschleunigt die Spezialisierung mit Blick auf die stationären Strukturen. Dies sollte bei der jetzt anstehenden Konzeption des Curriculums berücksichtigt werden.
Wie ist die weitere Vorgehensweise bei Stadt und Landkreis Osnabrück sowie Universität und Hochschule Osnabrück zur Einrichtung der Medizinischen Fakultät ab 2027 – und welche Partner werden Sie noch einbeziehen?
Oberbürgermeisterin Katharina Pötter:
Derzeit bereiten Stadt und Landkreis die politischen Beschlüsse vor. Sie sollen noch vor der Sommerpause gefasst werden, um den Einstieg in die Initiierungsphase kurzfristig möglich zu machen. Parallel dazu intensivieren wir die Abstimmungen mit Universität und Hochschule Osnabrück sowie mit den beteiligten Kliniken.
Mit dem ICO steht uns ein erfahrener Projektpartner zur Seite, der die Konzeption und Entwicklung koordiniert. Weitere Partner – aus dem Bereich der Gesundheitsversorgung, aber auch aus Wissenschaft, Pflege, regionaler Wirtschaft und Kommunen –sollen Schritt für Schritt eingebunden werden.
Wichtig ist uns: Die Hochschule soll nicht als abgeschottetes Projekt entstehen, sondern als regional verankertes Kooperationsmodell. Sie ist auch ausdrücklich keine Konkurrenz zum staatlichen Hochschulwesen, sondern ergänzt dieses – was nicht zuletzt die aktive Beteiligung von Universität und Hochschule Osnabrück unterstreicht.
Niels-Stensen-Kliniken Geschäftsführerin Christina Jaax:
Die Krankenhäuser sind im Rahmen von Arbeitsgruppen an dem Prozess beteiligt. Neben der Entwicklung eines entsprechenden zertifizierungsfähigen Curriculums müssen vor allem die strukturellen (räumlichen und medizintechnischen) Strukturen entwickelt werden. Wir freuen uns darauf, dies in einem Schulterschluss mit allen Beteiligten umzusetzen.
Welchen Beitrag kann der Verein Gesundheitsregion EUREGIO mit den Gremien (Vorstand & Beirat) und mehr als 180 Mitgliedern und Kooperationspartnern leisten? Welche konkrete Unterstützung wünschen Sie sich?
Landrätin Anna Kebschull:
Die Gesundheitsregion EUREGIO ist ein starkes Netzwerk – fachlich kompetent, regional breit aufgestellt und mit großem Gestaltungswillen. Genau solche Partner brauchen wir jetzt.
Wir wünschen uns, dass die Expertise aus dem Netzwerk aktiv in die Konzeptionsphase der Hochschule einfließt – etwa zur Ausgestaltung der Lehrinhalte, zur Verknüpfung mit dem ambulanten Bereich oder zur Frage, wie junge Ärztinnen und Ärzte dauerhaft für unsere Region gewonnen werden können.
Die Gremien von EUREGIO können dabei helfen, wichtige Perspektiven zu bündeln, Impulse zu geben und das Projekt über die Region hinaus sichtbar zu machen.
Niels-Stensen-Kliniken Geschäftsführerin Christina Jaax:
Eine Zusammenarbeit zwischen den verschiedensten Beteiligten – stets mit Blick auf das gemeinsame Ziel – ist ein wichtiger Erfolgsgarant für das Projekt. Hier kann EUREGIO als Bindeglied eine wichtige Rolle einnehmen, um die bestehenden Netzwerke zu festigen und neue Partner zu gewinnen.
Wir bedanken uns für die Rückmeldung und freuen uns auf die weitere Zusammenarbeit.