Vom 22.06.2022 bis zum 24.06.2022 fand der Hauptstadtkongress 2022 in Berlin statt. Zum ersten Mal hat die Gesundheitsregion EUREGIO in persona von Stefanie Göcken, Hanna Reurik, Thomas Nerlinger und Thomas Diekmann als Teil des W.I.R. Standes des NDGR (Netzwerk Deutsche Gesundheitsregionen) teilgenommen. Zusammen mit unseren Partnern synectic software & services gmbh und der opta data Gruppe präsentierten alle Standteilnehmer an den drei Tagen das Projekt Regionale Pflegekompetenzzentrum (ReKo), wobei der Digitalisierungsaspekt im Vordergrund stand. Die Besucher waren begeistert von der Idee des Projekts, dem digitalem Ökosystem mit dem Patienten- und Leistungserbringerportal sowie der neuesten Errungenschaft: die Anbindung an der Telematikinfrastruktur.
An allen drei Tagen war der Gemeinschaftsstand sehr gut besucht. Dabei wurden viele Kontakte geknüpft und Ideen ausgetauscht. Zum Ende des Hauptstadtkongresses durfte der Geschäftsführer der Gesundheitsregion EUREGIO und Projektleiter des ReKo-Projekts Thomas Nerlinger selbst nochmals aktiv werden. Am Freitag um 11.30 Uhr wurde er zu einem Satellitensymposium des NDGR eingeladen und durfte zusammen mit weiteren Experten der Gesundheitsbranche darüber diskutieren, wie private Haushalte als nachhaltige Gesundheits- und Pflegestandorte aufgebaut werden könnten und wie wichtig dabei das Zusammenspiel von Wohnungs-, Sozial- und Kommunalpolitik ist.
45-minütige Diskussionsrunde sorgt für Gesprächsstoff
Allen voran gilt es den ersten Tag hervorzuheben, da dieser direkt von zwei Highlights geprägt war. Zum einen fand auf dem Gemeinschaftsstand 27 um 15.45 Uhr die 45-minütige Diskussionsrunde zum Thema: „Regionales Pflegekompetenzzentrum: Jeder verdient die optimale Pflege und Versorgung. Auch auf dem Land.“ statt. Um den zahlreichen Besucher einen kurzen, kompakten Überblick über das Projekt zu verschaffen, wurde im Vorfeld der Diskussion der ReKo-Kurzfilm präsentiert (hier klicken). Eingeleitet wurde die Diskussionsrunde von den beiden Moderatoren Prof. Dr. Josef Hilbert und Thomas Nerlinger. Im Verlauf der Diskussion konfrontierten die Moderatoren die Expertinnen und Experten, bestehend aus Thomas Brust (Geschäftsführer synectic), Andreas Storm (Vorstandsvorsitzender DAK-G), Christine Vogler (Präsidentin Deutscher Pflegerat), Andreas Fischer (Geschäftsführer der opta data Gruppe), Prof. Dr. phil. Manfred Hülsken-Giesler (Universität Osnabrück; Fachbereich Humanwissenschaften) mit interessanten Fragen rund um das ReKo-Projekt.
„Das Herzstück der Idee des Regionales Pflegekompetenzzentrums, also das Case Management, funktioniert hervorragend. Großen Dank an allen Beteiligten in der Region!“
Andreas Storm Vorstandsvorsitzender, DAK-G
„Das Herzstück der Idee des Regionales Pflegekompetenzzentrums, also das Case Management, funktioniert hervorragend. Großen Dank an allen Beteiligten in der Region!“, sagte Andreas Storm und zog ein überaus positives Zwischenfazit. Auf die Frage, wie er denn explizit die digitale Vernetzung in der Modellregion wahrnimmt, antwortete Storm, dass diese in der Grafschaft Bentheim und im Emsland weiter ist als alle anderen Projekte zur digitalen Vernetzung im Gesundheitswesen. „Innovation heißt auch immer Evaluation.“ leitete Thomas Nerlinger in Richtung Prof. Dr. Manfred Hülsken-Giesler, Mitverantwortlicher für die Evaluation des Projektes, über. Für die Evaluation wurde eine Interventionsgruppe, in der die Probandinnen und Probanden ReKo-Leistungen in Anspruch nehmen und eine Kontrollregion, in der keine Leistungen angeboten werden, gebildet. Zum jetzigen Zeitpunkt sind „keine belastbaren Evaluationsergebnisse“ vorstellbar, da für den Vergleich der beiden Gruppen unteranderem Routinedaten notwendig sind, die von den Krankenkassen allerdings immer nur zu „definierten Zeitpunkten“ fließen, so Hülsken-Giesler abschließend.
Als Architekt des Regionalen Pflegekompetenzzentrum wurde Prof. Dr. Klie anknüpfend von Prof. Dr. Hilbert zu seinem Zwischenfazit und seiner Einschätzung auf eine mögliche Integration in die Regelversorgung gebeten. Für Prof. Dr. Klie ist das Case Management, wie es im ReKo praktiziert wird, ein Teil der Regelversorgung. Er sieht dabei allerdings das Problem, dass die Innovationsfondsprojekte an sich „innovationsfeindlich“ sind, da sie selektivvertragsabhängig sind und die Herausforderung sehr groß ist, die Krankenkassen zum Mitmachen zu überzeugen. „Es ist ein Architekturfehler des Innovationfonds. So kann man keine regionale Entwicklung unterstützen“, kritisierte Prof. Dr. Klie abschließend. Diese Aussagen lieferten innerhalb der Expertinnen- und Expertenrunde Diskussionspotential. Prof. Dr. Hilbert hakte nochmals nach und fragte, welche Bedingungen denn gegeben sein müssten, um Projekte wie ReKo in die Regelversorgung zu übernehmen. „Das zentrale ist die landespolitische Performance und Flankierung sowie das Commitment der Kassen und der Kommunen.“, antwortete Prof. Dr. Klie kurz und nahm auch die Kassen, die Vorort nicht liefern in die Pflicht, die seiner Meinung nach zur Finanzierung der örtlichen Strukturen miteingebunden werden sollten. „Der Schlüssel […] liegt darin, dass wir an bestehende rechtliche Konstrukte das andocken müssen, was wir eigentlich dauerhaft haben wollen.“, ergänzte Andreas Storm und nannte dort allen voran die bereits bestehenden Pflegestützpunkte, die dann in ihren Aufgaben erweitert werden könnten, um dadurch einen relativ einfachen Zugang zur Verstetigung zu erhalten.
„Dieses Projekt, in dem der Mittelpunkt die Pflegebedürftigen und deren Angehörige sind, ist der Weg, der in Deutschland gegangen werden sollte und müsste Grundlage aller sein.“
Christine Vogler Präsidentin, Deutscher Pflegerat
Angesprochen zu Ihrer Meinung zum Projekt und welchen Stellenwert dieses aus Ihrer pflegerischen Sicht in Deutschland hat, antwortete Frau Vogler, dass es grandios sei, dass sich das Projekt aus dem Blickwinkel der Bedürftigen entwickelt hat. „Das ist das, worauf wir immer mehr achten müssen. […] Es ist im Grunde sehr wichtig, dass wir erkennen, dass es zu kompliziert wird.“, ergänzte Vogler und wies auf weitere Schwächen des Gesundheitssystems hin. Dieses Projekt, sagt Christine Vogler höchster Anerkennung und vollen Lobes, in dem der Mittelpunkt die Pflegebedürftigen und deren Angehörige sind, ist der Weg, der in Deutschland gegangen werden sollte und müsste Grundlage aller sein.
Was wäre das Case Management, ohne dass die Daten zusammenlaufen?
Zum Abschluss der Diskussionsrunde stand der Digitalisierungsaspekt und die IT im Vordergrund. „Was wäre das Case Management, ohne dass die Daten zusammenlaufen?“, leitete Thomas Nerlinger den abschließenden Teil ein. Als eine der ersten Pflegeeinrichtungen, wie die Gesundheitsregion subsumiert wird, die an der Telematikinfrastruktur angebunden ist, ist das ReKo-Projekt nicht nur ein Vorreiter auf Ebene des Case Managements, sondern auch in der Digitalisierung. „Aufgabenorientiert, anwenderfreundlich und mit grafischen Elementen arbeiten“, das waren die Kernaufgaben, die Thomas Brust verdeutlichte, die zur Konzeptionierung der Case Management-Software elementar waren, um die Akzeptanz auf Seiten der Case Managerinnen und Case Manager, aber auch bei den Klientinnen und Klienten zu gewinnen. Mit dem Patienten- und Leistungserbringerportal kann ein Netzwerk geschaffen werden, in dem die Versorgung der Klientinnen und Klienten ortsunabhängig erfolgen kann, was auch gerade unter Pandemiebedingungen von Vorteil ist.
Das letzte Wort durfte Herr Fischer sprechen, der zunächst Herrn Storm dankte, dass dieser das Projekt vor fünf Jahren ins Leben berufen hatte und sich freut, mit der opta data Gruppe ein Teil dieses Projektes sein zu dürfen und für den Anschluss an die TI mitverantwortlich war. „Der, der sich darum kümmern muss, dass der Angehörige gepflegt werden muss, der ist ja dann total perplex, wenn er auf die ganzen Verwaltungsvorschriften blickt.“, griff Fischer noch einmal die Komplexität der Regularien in der Pflegeversorgung in Deutschland auf und lobte das ReKo-Team, dass hier etwas einzigartiges geschaffen wurde.
Nachdem Prof. Dr. Hilbert und Thomas Nerlinger allen Beteiligten der Diskussionsrunde gedankt haben, wurde bei einem gemeinsamen Empfang mit den Gästen weiter diskutiert und ausgetauscht. Am Ende des Tages war es sehr spannend zu beobachten, dass trotz der hohen Anzahl an unterschiedlichen Professionen alle Expertinnen und Experten in einem die gleiche persönliche Meinung vertreten: Das ReKo-Case Management schafft einen Mehrwert für die Gesundheitsversorgung einer Region und entlastet die zu Pflegenden und deren Angehörigen.
Als zweites Highlight folgte zum anderen die Visite der Gesundheitsregion EUREGIO in der niederländischen Botschaft.